„Trau dich!“


Manchmal gibt es Themen, die uns als Sozialarbeiterin- und -pädagogin bewegen und auf die wir Sie aufmerksam machen möchten.

Nicht, weil es einen akuten Anlass gibt – zum Glück nicht – aber um Sie für das Thema zu sensibilisieren. Jeden Tag werden in Deutschland 48 Kinder Opfer sexualisierter Gewalt – in absoluten Zahlen: 17.437. Laut einer aktuellen Studie war das Ausmaß auch im Jahr 2022 dramatisch. Hinzu kommen Taten, die von der Polizei unentdeckt geschehen, viele bleiben im Dunkelfeld.

Wir wollen Sie auf die „Bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs „Trau dich!“ aufmerksam machen.
Diese Initiative wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) umgesetzt.

Hier einige Zitate aus dieser Aktion:

„Mütter und Väter, aber auch andere Erwachsene im Umfeld von Mädchen und Jungen, sind zentrale Bezugspersonen und Gesprächspersonen. Sie haben die Aufgabe, Kinder auf dem Weg des Erwachsenwerdens zu begleiten. Sie vermitteln ihnen Werte und Lebenskompetenzen, die wichtig für den Umgang mit sich selbst und mit anderen sind.

Erwachsene sprechen mit Kindern über Gefühle, Vertrauen und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Sie legen damit den Grundstein für die Entwicklung einer selbstbewussten und starken Persönlichkeit, sodass die Kinder respektvoll mit ihren eigenen Grenzen und denen anderer Menschen umgehen können. Dazu gehört es auch, Mädchen und Jungen in ihrer psychosexuellen Entwicklung zu begleiten, sie über Liebe, Sexualität und ihre Rechte aufzuklären sowie über Risiken, die ihnen im Alltag begegnen können – wie beispielsweise sexueller Missbrauch.“

Das Ziel ist es, Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen, sie zu stärken und zu ermutigen, sich im Bedarfsfall Hilfe zu holen. Dafür gilt es, die Gesellschaft zu sensibilisieren und eine Versachlichung des Themas im öffentlichen Diskurs zu erreichen.

Kein Kind kann sich allein schützen. Deshalb müssen wir mit ihnen über diese Grenzen sprechen. Wir müssen sie über sexuellen Missbrauch aufklären und ihnen erklären, dass es verboten ist, Kinder sexuell zu missbrauchen. Und wenn sie missbraucht wurden, müssen wir ihnen glauben, ihnen als Ansprechpartner langfristig zur Seite stehen und gemeinsam die weiteren Schritte überlegen. Das ist nicht leicht.…

Deshalb möchten wir Sie ermutigen, unser an die Kinder gerichtetes Anliegen „Trau
dich! Du kannst darüber reden!“ aufzunehmen und ins Gespräch zu kommen – in der
Familie, im Freundeskreis und auch mit pädagogischen Fachkräften


Wichtig ist, aus Sicht der Eltern:

  • Ich habe eine vertrauensvolle und verlässliche Beziehung zu meinem Kind.
  • Ich unterstütze mein Kind darin, sich in seinem Körper wohl zu fühlen und ihn wertzuschätzen und selbst bestimmen zu dürfen, von wem und wo es berührt werden möchte.
  • Ich gehe achtsam und bewusst mit dem Bedürfnis meines Kindes nach Nähe, Körperkontakt und Geborgenheit um.
  • Ich respektiere aber auch seinen Wunsch nach Abgrenzung.
  • Ich bin für mein Kind da, zeige Interesse, höre zu und ermutige es, Fragen zu stellen.
  • Ich frage behutsam nach, ohne „nachzubohren“.
  • Mein Kind darf Nein sagen. Ich unterstütze und entlaste mein Kind, wenn es ihm schwerfällt, Nein zu sagen.
  • Ich ermutige mein Kind, Gefühle wahrzunehmen, sie zu benennen, mit ihnen umzugehen und ihnen zu vertrauen.
  • Ich kläre mein Kind entwicklungsgemäß auf und vermittle eine wertschätzende Haltung und eine Sprache für den Körper und seine Veränderungen, für Liebe und Sexualität.
  • Ich unterstütze mein Kind beim Entdecken seines Körpers, seiner sinnlichen Fähigkeiten und seiner Entwicklung als Mädchen und Junge, indem ich vielfältige Lernerfahrungen ermögliche.
  • Ich schütze mein Kind vor jeglicher Form von Gewalt. Ich kenne und vertrete die Rechte von Kindern.
  • Ich erlaube meinem Kind ausdrücklich, mit mir zu reden, wenn es in eine schwierige Situation geraten ist oder sich Hilfe bei einer anderen vertrauten Person zu holen.

Weitere Informationen finden Sie unter https://www.trau-dich.de/

Gerne stehen wir Ihnen bei Unsicherheiten und Fragen zur Verfügung.
Und nochmal, wir wollen keine Angst machen, sondern Sie ermutigen, nicht wegzusehen, wenn ein Kind – evtl. Ihr Kind – Hilfe benötigt.